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Sarah Lesch

Sarah Lesch

Die Singer-Songwriterin Sarah Lesch hat vor kurzem ihr drittes Album Da Draußen veröffentlicht. Kanal C hat die deutsche Songpoetin zum Interview getroffen.

Erstmal herzlichen Glückwünsch zu deinem neuen Album, Sarah! Da Draußen – So lauten auch gleich die ersten Songzeilen der neuen Platte. Was ist denn für dich Da Draußen?

Für den Song Testament habe ich ziemlich viel Zuspruch von Menschen bekommen, die dachten, ich hätte eine Lösung für all den Mist, der passiert. Dabei kann ich immer nur von meiner eigenen Gefühlswelt erzählen. Eines Tages hat mich jemand gefragt, was ich sagen würde, wenn ich auf den Hype von Testament antworten müsste. Da habe ich gesagt, es wäre der Song Da Draußen. Ich habe gemerkt, dass sich viele Menschen ein Feindbild wünschen, was aber nie eine Lösung ist. Das erzählt der Song. Das Album heißt so, weil es für mich das Wichtigste ist, was ich zunächst sagen wollte. Es hat viel mit meinen Empfindungen zu tun. Wenn man Nachrichten guckt, kann man es gar nicht mehr so richtig greifen. Man hat das Gefühl: „Was ist eigentlich da draußen los?“ Das macht einen ziemlich ängstlich und durcheinander. Das sind meine eigenen Gedanken, aber das kann sich dann jeder für sich selbst beim Hören denken (lacht).

Auf dem Cover bist du selbst abgebildet. Dein Mund ist mit deinen eigenen Haaren zugebunden. Was hat es damit auf sich?

Das Bild hat ein Freund von mir gemacht, der Kriegsjournalist ist. Er ist seit Jahren in Krisengebieten im Ausland unterwegs. Er macht Portraits von Menschen, von Soldaten oder Kriegsgeschädigten. Ich wollte gerne, dass er dieses Coverfoto schießt. Das war eine Bauchentscheidung. Ich habe ihm den Song Da Draußen vorgespielt und gefragt, was er davon hält. Er fand gut, was ich darin sage. Dann sind wir ins Studio gegangen, haben Bob Dylan gehört und haben unserer Fantasie freien Lauf gelassen. Ich denke, dass das Cover viele Assoziationsmöglichkeiten bietet; gerade in der Kombination mit dem Zitat von Erich Fried, das auf der Innenseite des Albums steht: „Freiheit, die nicht auch deine Freiheit ist, ist keine Freiheit“. Es symbolisiert, dass ich mich trotz meiner Freiheit oft unfrei fühle, weil es auf die Kosten der Freiheit von anderen geht. Ich glaube, solange das so ist, können wir nicht wirklich frei sein und nicht wirklich lachen.

Wie sind die Songs für dein neues Album entstanden?

Das staut sich bei mir an. Es fängt an, dass es mir nicht mehr gut geht. Sobald ich zur Ruhe komme, fange ich an, zu schreiben. Wenn man so wenig zuhause ist wie ich, entstehen Songs auch an ungewöhnlichen Orten. Der Song Reise Reise Räuberleiter ist auf einer Raststättentoilette auf der A9 entstanden. Das kann ein Ort sein, an dem ich mir denke: „Ach, hier hatte ich eine schöne Idee, hier ist es warm und kuschelig“ (lacht). Früher habe ich nur in meiner Küche geschrieben und habe bestimmte Bedingungen gebraucht. Mittlerweile kann ich das unterwegs machen. Ich habe immer ein kleines schwarzes Buch dabei, in das ich schreiben kann. Schwieriger ist für mich meistens eine passende Melodie zu finden.

Wenn das Schreiben für dich ein so großes Bedürfnis ist: Hast du dann schon früh angefangen, Musik zu machen?

Eine Leidenschaft für Musik hatte ich schon immer. Schon im Kindergarten habe ich in meine Haarbürste gesungen und meine Freundin hat dazu getanzt. Mein Vater ist auch Musiker und war auch ab und an im Fernsehen. Ich habe ihn gesehen, hatte aber keinen Kontakt zu ihm. Da wollte ich natürlich auch Musik machen. Meiner Mutter gefiel das eher nicht. Sie hatte ein bisschen Angst, dass ich auf die dumme Idee komme, das beruflich zu machen (lacht). Als ich mit gerade mal 18 Jahren schwanger geworden bin, habe ich angefangen, Musik zu machen. Da ich so früh Mama wurde, habe ich viel Sehnsucht gehabt: alle anderen gehen studieren oder ins Ausland. Und ich sitze zuhause in der Küche während das Kind schläft. Da dachte ich, dass das Leben an mir vorbeizieht. Und habe mir das Gitarre spielen beigebracht. Zuerst habe ich gecovert, dann habe ich eigene Texte geschrieben. Naja, zumindest habe ich aufgehört meine Texte in den Mülleimer zu schmeißen (lacht).

Hat sich das Komponieren bis heute verändert?

Ich arbeite immer mehr mit Begleitmusikern zusammen, da lerne ich viel dazu. Wobei ich aber ein Autodidakt bin. Ich weiß nicht, wie ich Sachen bezeichne. Ich bin nicht verkopft, sondern mache das sehr nach Gefühl. Ansonsten wehre ich mich dagegen,  mir zu viel Wissen anzueignen, weil ich Dinge gern nach dem Bauch zu machen. Das versuche ich mir beizubehalten. Im letzten Jahr habe ich außerdem viele Konzerte gespielt, so dass ich sehr viel weniger Musik in meiner Freizeit gemacht habe. Das finde ich manchmal ein bisschen schade. Zudem fällt mir das Schreiben leichter. Wenn ich eine Idee habe, kann ich das schnell in Lyrik umsetzen. Das war früher anders. Das liegt an der Übung.

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