Albumrezensionen29.Jul 20 von Maxi Kroh
Albumrezensionen29.Jul 20 von Maxi Kroh
Künstler: Provinz
Genre: Folk-Pop, Indie Folk, Indie-Pop
Vier Jungs aus der Provinz erobern die Musikwelt. Und sie heißen auch noch so. Mit ihrem Debütalbum „Wir bauten uns Amerika“ festigen Provinz ihren Status als einer der vielversprechendsten Bands der deutschen Musikbranche.
Am Puls der Zeit und seiner Zuhörerschaft zu sein, klingt nach einer der hohlsten Phrasen aller hohlen Phrasen. Dazu noch bedeutungsschwangere Begriffe wie „Sehnsucht“, „Freiheit“ oder „Melancholie“ – fertig ist das wandelnde Klischee. Das alles passt irgendwie zu Provinz und trotzdem liegen Klischees ihnen relativ fern. Auch die vielzitierten Vergleiche zu anderen Bands aus ihrer Sparte wie AnnenMayKantereit, Faber oder Von Wegen Lisbeth passen irgendwie und werden ihnen gleichzeitig irgendwie nicht gerecht.
In den elf Songs auf ihrem Debüt schaffen sie es, die Themen zu bedienen, die junge Menschen eben bewegen, ohne in die Menschen-Leben-Tanzen-Welt-Thematik und Rhetorik des Mainstream-Deutschpop abzudriften. Trotzdem ging es direkt auf Platz vier der deutschen Albumcharts. Sie brauchen in ihren Texten keine verschlüsselten Chiffren, verfallen aber auch nicht in Kalenderspruchrhetorik oder werden zu Wandtattoo-Autoren. Zumindest meistens nicht. Und selbst wenn, kann man es ihnen genauso verzeihen, wie die ausufernden Gesangsparts von Leadsänger Vincent, die manchmal noch ein bisschen zu sehr nach Mittel zum Zweck, nach unkontrollierter Emotion klingen.
Provinz sind irgendwie anders und trotzdem irgendwie nahbar. Sie wirken gleichzeitig jung und frisch und trotzdem musikalisch außergewöhnlich klar und reif – Sie sind einfach gut.